Unsere Familie ist ein bunter Mix aus zwei Kulturen – mein Mann ist Rumäne, ich bin Deutsche. Diese kulturelle Vielfalt spiegelt sich natürlich auch in unserer Erziehung wider. Was für mich selbstverständlich ist, sieht mein Mann manchmal völlig anders – und umgekehrt. Hier ein paar spannende (und manchmal herausfordernde!) Beispiele, wie sich unsere Perspektiven unterscheiden:
👨👩👧 Nein sagen und (Kinder-)Grenzen erkennen
In Deutschland legen viele Eltern großen Wert darauf, dass Kinder früh lernen, eigenständig Entscheidungen zu treffen und ihre Meinung zu äußern. „Kinder dürfen auch mal Nein sagen“ – und das soll dann auch respektiert werden.
Mein Mann sieht das oft anders. Für ihn ist ein „Nein“ von einem Kind nicht immer endgültig oder ernst gemeint, besonders wenn es ums Essen geht. Ihr kennt das sicher: „Komm, probier doch wenigstens ein bisschen! Bist du sicher, dass du nichts mehr willst? Bist du wirklich satt?“ Mittlerweile haben wir uns darauf geeinigt, dass ein Nein auch ein Nein sein darf – und wir lachen inzwischen darüber.
Interessanterweise überträgt mein Mann diese Haltung manchmal auch auf sich selbst: Seine eigenen Grenzen nimmt er oft nicht ernst. Zum Beispiel hat er unseren Kleinen oft noch stundenlang herumgetragen, obwohl er es eigentlich nicht mehr wollte. Seine Motivation? Das Geschrei vermeiden, statt starke Gefühle zu begleiten. Doch wie sollen Kinder lernen, echte Grenzen zu respektieren, wenn wir unsere eigenen nicht deutlich machen?
🛡️ Sicherheit und Umsorgtsein
Beim Thema Sicherheit zeigt sich ein weiterer großer Unterschied. Mein Mann ist stets darauf bedacht, unser Kind gut zu schützen – sei es auf der Schaukel, wo er immer in Reichweite bleibt, oder draußen, wo er keine Sekunde den Blick abwendet. „Sicher ist sicher“, sagt er.
In Rumänien gilt es als besonders wichtig, dass Kinder behütet und umsorgt aufwachsen. Häufig hört man Sätze wie: „Sei vorsichtig. Renn nicht so schnell. Dort könntest du dich verletzen.“ Oder, etwas dramatischer: „Wenn du da kletterst und runterfällst, kommt der Krankenwagen!“ Solche Ansätze stammen oft aus der sogenannten schwarzen Pädagogik, die in Rumänien lange Zeit verbreitet war.
Ich dagegen bin oft entspannter. Ich lasse unser Kind ausprobieren, auch wenn das bedeutet, dass es mal hinfällt oder sich eine Schramme holt. Für mich gehört das zum Lernen dazu. Diese unterschiedlichen Ansichten führen manchmal zu Diskussionen – doch am Ende ergänzen wir uns oft perfekt.
💡 Die Herausforderung und Chancen
Natürlich gibt es immer wieder Diskussionen: Was ist richtig? Wo machen wir Kompromisse? Doch diese Unterschiede zwingen uns, unseren eigenen Weg zu finden – als Paar und als Familie.
Wir lernen voneinander, lachen über Missverständnisse und merken immer wieder: Es gibt kein „perfektes“ Rezept für Erziehung. Wichtig ist nur, dass wir als Team zusammenarbeiten und das finden, was für uns funktioniert. ❤️
💭 Hast du in deiner Familie oder deinem Umfeld auch kulturelle Unterschiede erlebt, die sich auf die Erziehung auswirken? Welche Herausforderungen oder bereichernden Momente hast du dabei entdeckt?
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